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Ein perfekter Abschluss für das Ende der Ära von Mister PLE

Matthias und Thomas Herr über den bevorstehenden Generationenwechsel bei Neugart

“Wer das Ziel kennt, kann entscheiden”. Dieses Zitat von Konfuzius steht sinnbildlich für den Generationenwechsel, der beim Getriebehersteller Neugart 2023 ins Haus steht.

Thomas Herr, der Erfinder des PLE Planetengetriebes, verabschiedet sich Ende 2022 in den Ruhestand. Sein Sohn Matthias Herr ist bereits seit 2013 als Gesellschafter im Unternehmen. Was sie in ihrer Entscheidungsfindung eint, ist die gemeinsame Vision. Doch es gibt auch Unterschiede. Davon berichten Vater und Sohn im Interview.


Aus dem Trio wird ein Duo:
Zum Jahresende verabschieden Sie sich, Thomas Herr, in den Ruhestand. Welche Gefühle kommen da bei Ihnen beiden auf?

Thomas Herr: Da schlagen in mir natürlich zwei Herzen. Das eine freut sich auf den neuen Lebensabschnitt. Meine Frau und ich planen eine größere auch umwelttechnische Renovierung unseres Hauses. Außerdem freuen wir uns sehr über die bevorstehende Geburt unseres Enkelkindes.

Das andere Herz braucht noch etwas Zeit, die Situation zu realisieren. Vor allem aber ist es voller Stolz auf die Meilensteine, die Neugart über die Jahrzehnte auf den Weg gebracht hat. Wir gewinnen weiter neue Kunden und Aufträge. Das zeigt, dass ein Gros unserer Entscheidungen richtig war und ist.

Matthias Herr: Zum einen empfinde ich Wehmut, weil ich das Unternehmen seit jeher mit meinem Vater verbinde - und beides nicht ohne einander kenne. Zum anderen natürlich Stolz, weil er das höchste aller Unternehmerziele erreicht hat: ein gesundes Unternehmen an die nächste Generation zu übergeben!

Thomas Herr: In der Tat. Einen großen Beitrag dazu hat unsere Auslandstätigkeit in den USA und in China geleistet. Diesen Weg haben wir zum richtigen Zeitpunkt eingeschlagen.

Neugart ist seit jeher ein Familienunternehmen. Was sind aus Ihrer Sicht die Vorteile?

Matthias Herr: Wir sind absolut unabhängig bei der Entscheidungsfindung, auch wenn das gerne mal dazu führen kann, dass wir uns hier und da wieder umentscheiden. Unabhängigkeit bedeutet aber eben auch Flexibilität und die braucht es in einer VUCA-Welt zusehends.

Thomas Herr: Dem kann ich nur beipflichten. Es wird nicht einfacher, das Schiff zu steuern und sich gegenüber Wettbewerbern zu behaupten. Doch ich denke, unsere ausgezeichneten technischen Lösungen sind da ein echter Vorteil.
 

Bedeutet Generationenwechsel auch gleichzeitig Richtungswechsel – was ist für die Zukunft geplant?

Matthias Herr: Es heißt, „Wer in die Fußstapfen anderer tritt, hinterlässt keine eigenen“. Aber, wenn nötig, den Kurs zu ändern, muss nicht auch heißen, auf ein anderes Ziel zuzusteuern.

Unser Ziel ist in unserer Vision beschrieben und hat ungeachtet des Generationenwechsels weiterhin Bestand. Zumindest so lange, bis wir die Vision eben wieder anpassen.

Thomas Herr: Da sprichst du mir voll und ganz aus der Seele.
 

Das PLE ist Thomas Herrs Erfindung. Welche Bedeutung hat das PLE für Sie, Matthias Herr?

Matthias Herr: Welche Bedeutung hat der Golf für Volkswagen? Das PLE ist die Ursprungsvariante all unserer entwickelten Getriebe und damit unser maßgebendes Produkt.

Thomas Herr: Absolut richtig! Das PLE bildet unser Kerngeschäft. Auch nach all den Jahren überzeugt es unsere Kunden mit seinem guten Preis-Leistungsverhältnis, mit mehr Umsatz auch im Einstieg bei Projekten, und einer langen sowie sicheren Laufzeit.

Matthias Herr: Auch andere Hersteller haben im Laufe der Jahre Economy-Getriebe ähnlich dem PLE in ihr Portfolio mitaufgenommen. Dennoch gibt es nur ein Original und wir sind stolz auf unsere unangefochtene technologische und fertigungstechnische Erfahrung im Economy-Sektor.
 

PLE

Das PLE ist unser Preis-Leistungs-Wunder. Es ist besonders leicht, leistungsstark und dank seines reibungsarmen Lagerkonzepts und der optimierten Schmierung dennoch für anspruchsvolle Produktionszyklen geeignet. Ein echtes Kraftpaket zu einem attraktiven und fairen Preis.

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Jeder Mensch ist individuell, jeder Geschäftsführer hat seinen eigenen Stil. Worin sehen Sie bei sich Gemeinsamkeiten und Unterschiede?

Thomas Herr: Ich habe ja einen absolut technischen Background. Mein Sohn kommt aus der betriebswirtschaftlichen Richtung. Dieser andere Blickwinkel befruchtet Neugart ungemein. Das ist eine Win-Win-Situation. Auch den Umgang mit der jüngeren Generation unserer Mitarbeiter sehe ich als gewinnbringend. Das ist eine super Kombination.

Matthias Herr: Zwischen uns liegen knapp 30 Jahre, das ist natürlich ein enormer Generationenunterschied. Die (Arbeits-)Welt hat sich in dieser Zeit sehr verändert, das betrifft auch den Umgang mit Mitarbeitern. Ich für meinen Teil bin zum Beispiel kaum mehr mit jemanden per Sie. Ansonsten hat für uns Gesellschafter das Unternehmen bei allen Entscheidungen Priorität. Nur ein wirtschaftlich gesundes Unternehmen kann sich angemessen um die Belange seiner Belegschaft, seiner Kunden und die aller anderen interessierten Parteien kümmern, inklusive die seiner Gesellschafter.
 

Stichwort Meilensteine: Was sind Ihre ganz persönlichen Höhepunkte in der Neugart-Historie?

Thomas Herr: Da gibt es einige … gerade in der jüngsten Vergangenheit: Ich durfte zum Beispiel vor 3 Wochen unserem Kunden Schneider Electric das fünfmillionste PLE ehrenhaft überreichen!

Matthias Herr: Unsere Art und Weise, wie wir als Unternehmen die vergangenen 94 Jahre bestritten haben: pragmatisch, badisch, gut.
Unsere genialste Technologie: Zuhören, mit welcher wir uns an Markt- und Kundenbedürfnissen orientieren und welche in jedem unserer Produkte seit Gründung zum Ausdruck kommt. Und unsere Überzeugung, auch außerhalb des Schwarzwaldes zu bestehen und zur richtigen Zeit am richtigen Ort mit eigenen Kanälen unseren Kunden zur Seite zu stehen.
 

 

Möchten Sie mehr zu der erfolgreichen Partnerschaft mit Schneider Electric erfahren?

Dann lesen Sie dazu unseren Artikel.

War das eigentlich von Anfang an klar, dass der Sohn ins Familienunternehmen einsteigt?

Thomas Herr: Für mich ist das einfach organisch gewachsen und hat sich in einer Linie fortgeführt.

Matthias Herr: Ich hatte von meinem Elternhaus glücklicherweise nie den Druck oder die Erwartungshaltung, dass das mein beruflicher Weg sein muss.
Mit 16 Jahren habe ich zum ersten Mal in den Sommerferien für drei Wochen bei Neugart gejobbt. Und ab da dann jedes Jahr.

Nach dem Abschluss als Diplom-Betriebswirt war ich dann erstmal für fünf Jahre bei zwei externen Unternehmen tätig. Das gehört übrigens zur Neugart-Philosophie, bestmöglich Erfahrungen in der Fremde zu sammeln. Und irgendwann kam dann der “Call of Duty” (lacht), beziehungsweise die Einladung von meinem Vater und Bernd Neugart, mal ganz unverbindlich über meine mögliche berufliche Zukunft im Familienunternehmen zu reden.
 

Die Zeit rennt … das Jahresende naht. Was muss noch alles erledigt werden vor dem Ausstieg?

Thomas Herr: Also ich für meinen Teil bin seit vier Wochen schon am Ausmisten. (lacht) Das macht natürlich auch ein bisschen wehmütig, wenn ich alte Unterlagen durchsehe. Da treten automatisch Geschichten in Erinnerung.

All das, wovon ich mich nicht trennen kann, gebe ich vertrauensvoll in die Hände unserer Konstrukteure und Entwickler. Wer weiß, vielleicht kommt mir dabei wieder so eine zündende Idee wie die Entwicklung des PLE. Das wäre doch was!

Matthias Herr: Nochmal so ein Wurf wie das PLE - das wäre ein perfekter Abschluss für das Ende der Ära von “Mister PLE” (lacht). Nein, Spaß bei Seite. Es gibt ja bekanntlich ein erstes Mal für alles. In den nächsten Wochen stehen mir da ein paar bevor. Zum Beispiel die erste letzte Betriebsversammlung mit meinem Vater und die erste letzte Weihnachtsfeier mit dessen offizieller Verabschiedung. Wie verabschiedet man seinen eigenen Vater angemessen? Da stehen mir wohl noch ein paar schlaflose Nächte bevor, bis das Programm steht (lacht).

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